Debertins beim Rucksacklauf vorne

Schonach, 7.2.2015: Beim legendären Rucksacklauf im Südschwarzwald stellten sich zahlreiche Lemminge der Herausforderung. Den sportlichen Glanzpunkt setzen Dirk und Daniel Debertin mit ihren Siegen über die 100 km- bzw. die 60 km-Distanz. Herzlichen Glückwunsch!!!

Pressebericht der Badischen Zeitung: Die Familienbande – Beim Rucksacklauf siegen die Debertins – Vater und Sohn

Pressebericht auf xc-ski.de: 100 Kilometer Rucksacklauf im Schwarzwald: Der härteste Skilanglaufwettbewerb in Mitteleuropa

Anbei Dirks Bericht:

copyright Fotos: www.patrickseeger.de

So, am vergangegen Samstag um 7:00 gings also los; In Schonach wars noch dunkel. Am ersten kraeftigen Anstieg aus Schonach raus, waren viele Teilnehmer schon ganz im Wettkampffieber. Auch auf der ersten schnellen Abfahrt noch in der Dämmerung, an deren Ende es eine Strassenquerung gab (einen Wall runter und wieder hoch): Die vorderen Leute liessen es richtig laufen; einen von ihnen hats derart gewickelt, dass nur noch Schnee aufgestoben ist und Ski und Stöecke in der Gegend lagen; ich denke, dem Kameraden ist nicht viel passiert, weil alles Pulverschnee war, aber ob er weiterfahren konnte ? Sehr fraglich ! Das war ein erster Warnschuss, nichts riskieren, was bringen 10 Sekunden in der Abfahrt bei einer voraussichtlichen Rennzeit von 7 Stunden.

Dementsprechend blieben die Lemminge auch weitestgehend sturzfrei; Jürgen waere fast mal in den Wald gerauscht und Fabian musste in einer Kurve richtig in den Tiefschnee und hatte einen Stolperer, bei einer Strassenquerung, von denen es einige gab.

Es bildete sich erstmal eine 20-köpfige Spitzengruppe; das Tempo war moderat. Ab Martinskapelle (km 15) wurde es aber flotter; verschiedene Leute machten Tempo, Daniel und ich blieben im Windschatten; Zwar war meistens Rueckenwind, aber dann kam er doch mal eisig von vorn und die Spur war eh haeufig verweht. Bei Furtwangen-Neukirch (km 25) gabs mal wieder ein wenig Durcheinander, Kontrolle (Startnummer wird abgeknipst) und die Supporter gaben Verpflegung an Ihre Läufer. Bald drauf ein kraeftiger Anstieg, in dem Daniel forciert hatte. Ab da waren wir vorne nur noch zu Dritt: Daniel, Manuel Sieber und ich.

Unsere Ski hatten einen guten Stieg (Grundwachs eingebuegelt, 4 Schichten Toko dark blue (fuer alten Pulverschnee), 2 Schichten Toko dark red und noch eine schicht dark blue) und waren in der Abfahrt gut schnell.

Fabian und Jürgen sind sich unterwegs immer wieder begegnet und waren sehr beeindruckt vom Winter-Wunderland um uns rum. Rudi wollte gemütlich die 60km laufen in unter 6 Stunden. Das eine Ziel unter 6 hat Rudi klar geschafft, aber „gemütlich“ war es bei weitem nicht, so dass Rudi die Strecke nicht sooo geniessen konnte. Nur in den wenigen Doppelstockpassagen konnte Rudi sein Sommertraining so richtig umsetzen und wieder an ein paar Mitstreitern vorbeiziehen.

Mit dabei auch Axel Emmerich, der schon beim Mittwochtraining dabei war. Bei 5:33 Stunden in Hinterzarten (Ziel 60 km) hatte er knapp die sehr streng ausgelegt Grenze von 5:30 Stunden überschritten, ab der die Teilnehmer nicht mehr auf die 100km Strecke gelassen werden. So durften in diesem Jahr nur 65 Skilaeufer (darunter 5 Frauen) weiterfahren. Diese Regelung macht durchaus Sinn, weil der extreme Abschnitt über den Feldberg mit 600 HM am Stueck, -10 Grad und Windboen von 60km/h ja erst noch folgte.

Wie ging es aber erstmal weiter in der Spitzengruppe? Daniel war top fit und hatte immer wieder das Tempo angezupft, so dass ich haeufig „doucement“ rufen musste [Uli L. kennt diese Codierung von der Trans Alp, „kürzer“ heisst es bei der Sola]. Auch der 3. im Bunde musste immer wieder abreissen lassen, kam aber auch immer wieder zu uns zurueck. 2 km vor Hinterzarten (Ich hatte mir vorher die Strecke gut angeguckt) habe ich dann Daniel ein Zeichen gegeben, er kann jetzt durchstarten. Ich hatte naemlich so eine Vorhanung, dass der Manuel in unserer Gruppe sich evt doch nicht an sein Vorhaben haelt, die 100km zu laufen, sondern auch bei 60 aufhoert.

Vor Hinterzarten galt es dann noch die bekannte Fussgaenger-Schneckenbruecke zu überwinden vor dem Zieleinlauf im Kurpark von Hinterzarten. Daniel siegte ungefährdet in 3:46 vor Manuel Sieber, der vor mit laufend dann tatsaechlich das Rennen in Hinterzarten beendete. Fabian und Jürgen kamen glücklich bei um die 5 Stunden in Hinterzarten ins Ziel. Insbesondere Jürgen war total happy über seine grosse Verbesserung gegenüber dem Vorjahr, als er noch mit Schuppenski an den Start gegangen war.

So, Petra gab mir in Hinterzarten mein Mittagsvesper: Püriertes Hähnchenfleisch mit püriertem Gemuese, also ein Brei zum Trinken. Zwei Becher habe ich davon runter bekommen, es war wichtig mal was anderes im Bauch zu haben, ausser Gels, Ultra Buffer und Salaminetti. Und – die Brueder hatten mich ja nun allein gelassen; von hinten kam nix. Ohne Kenntnisse über meinen aktuellen Vorsprung setzte ich die Reise fort Richtung Feldberg und versuchte immer das Tempo hoch zu halten.

Auf dem kurzen ungespurtem Stueck kurz (ca 700 m) vor dem Feldberg-Gipfel, musste ich kurz abschnallen und Ski tragen, weil ich auf dem schmalen Pfad nicht Grätschen konnte, das Gelände aber so steil war, dass dies erforderlich gewesen waere. Inzwischen wurde ich schon etwas muede und leichte Kraempfe deuteten sich an (km 70). Froh endlich den Grueblesattel erreicht zu haben, begab ich mich in die Abfahrt zur Todtnauerhuette, wo Maren mit salzhaltigem Getraenk wartete (Salz brauch ich immer, um Kraempfe zu vermeiden).

Auf der Abfahrt dann noch zwei Schrecksekunden/Minuten. Der Streckenposten mit Schneeschuhen beim Abzweig (Scharfe Rechtskurve) auf den Panoramaweg, stellte sich mir so in den Weg, dass ich die Kurve nicht in einem weiten Bogen fahren konnte, fast haette es eine Kollision gegeben.

Dann kamen mir auf dem Panoramaweg (immer noch Abfahrt zur Todtnauer Huette) gleich 3 (!) Pistenraupen entgegen, die den ganzen Weg in der Breite ausfuellten. Was wollten die da zu diesem Zeitpunkt ? Hatte man nicht so frueh mit dem ersten Rucksack-Läufer gerechnet ? Dabei war ich eigentlich schon 5 Minuten hinter meinem Zeitplan. Ich musste nach rechts in die Böschung ausweichen, bin von dort aber auf den Weg zurueckgerutscht und war nun zwischen den Ketten der ersten Raupe und der Böschung. Zum Glueck hielt das Geraet ja schon. Braucht lange um meine Ski in dem schmalen Bereich gerade zu stellen und mich zu befreien, vorbei an den beiden naechsten Raupen, ähnlich schmal und dann endlich zur Maren und Verpflegung aufnehmen.

Danach war es wie ein Heimspiel; die Stübenwasenspur zum Notschrei kenne ich sehr gut. Beim 80km Schild habe ich realisiert, „wow“ schon 80 km und eigentlich geht’s mir noch ganz gut. Am Notschrei selbst etwas Irritation ueber den Streckenverlauf: ich entschied mich am Notschrei-Hotel vorbeizugleiten zum Kontrollposten an der Strassenquerung und nicht durch den Wald etwas oberhalb, worauf mich zwei Leute an der Strecke aufmerksam gemacht hatten. Ihre Rufe konnte/wollte ich zu dem Zeitpunkt in der aktuellen Verfassung nicht so richtig interpretieren. Aber die klassische Variante dicht am Hotel vorbei lag fuer mich auf der Hand. War letztendlich eine kleine Kompensation fuer den Aufenthalt mit den Pistenraupen 🙂

Weiter auf der Schauinslandspur (sehr mehlig und langsam, ggf auch durch das Nachwachsen a, Notschrei mit Toko dark red, aber lieber guten Abdruck) immer noch ohne Infos bzgl meinem Vorsprung. Keiner aus der Menschentraube am Notschrei, die ich fragte, wusste was. Also weiter Rackern zum Wiedenereck. Auch dort keine Infos. Hier gabs dann fuer den letzen Anstieg Koffein-Gels von Petra, die einfach fast überall war. Mit dem Kindervers („Ein Hut, ein Stock, ein Regenschirm und vorwaerts, rueckwaerts, seitwaerts, rechts und eins und zwei ….“) von frueher hielt ich meine Motivation und Taktfrequenz hoch. Weiss Gott, warum mir der Vers jetzt gerade in den Sinn kam.

Dann oben beim Parkplatz Hohtann wechselte ich auf meine Skatingstoecke (von Petra gereicht), und habe die letzten 5 km volles Rohr geschoben (es ging nur noch flach, bzw bergab); Bei jeder Kurve guckte ich zurueck; Es kam niemand, aber ich war mir immer noch nicht sicher. Dann endlich das Ziel: Geschafft, 6:50, 1. Platz, mein groesster Erfolg im Skilanglauf. Der Vorsprung auf den Zweiten Sebastian Ringwald (von den Mühlenbachern um Rolf Mittner) betrug dann 18 Minuten.

copyright Fotos: www.patrickseeger.de