
Sonnenschein, Donnergrollen und Alpenhörner
Das Wort „Kult“ wollen wir im Kontext des Allgäu Triathlons hier nicht überstrapazieren. Auch wenn nichts Falsches daran ist, die älteste Triathlonveranstaltung Deutschlands mit ihrer 43. Austragung so zu bezeichnen. „Mystisch“, vielleicht sogar „episch“, darf man jedoch als Beiwort ebenso verwenden, wenn man von diesem – über drei Distanzen ausgetragenen – Triathlon in Immenstadt im Allgäu spricht oder schreibt.
Wer schon dabei war, wird sich erinnern, wer noch nicht dabei war, sollte sich Erinnerungen an Kalvarienberg und Kuhsteig anschaffen oder zumindest noch ein bisschen weiterlesen, denn wie liebevoll das gesamte Event aufgezogen ist, erinnert so manche Veteran*innen an den Geburtsort des Triathlons – Hawaii.

Massenstart aus dem Wasser unter donnernden Kanonen und Nebelkerzen, vorbei an der Seebühne, von der die Bässe der Musik ans Ohr der Schwimmenden dringen, und der Australian Exit im Getöse der Zuschauerinnen sind ein guter Anfang und eine Vorbereitung auf das, was da noch kommt. Alle sechs Lemminge, die sich auf das Spektakel eingelassen haben, durchschwimmen diesen Kurs auf verschiedenen Distanzen, bevor sie sich mit dem Rad auf den Weg zum Kalvarienberg machen. Dort sind es wieder die akustischen Eindrücke, die im Gedächtnis bleiben: Kuhglocken in beträchtlichen Dimensionen geben den Takt für diesen teilweise 16 % steilen Abschnitt vor. Das Prinzip wird sich beim Lauf wiederholen. Schon von weitem kündigt sich den Läufer*innen der Kuhsteig an – erst durch Geläute, das aus dem nebligen Waldstück dringt, dann durch die Zurufe und Anfeuerungen zahlreicher Zuschauer*innen, die den steilen und steinigen Weg nach oben säumen.

Alles in allem erfährt man, wie viel man bei so einer Veranstaltung richtig machen kann. Handschlag und Glückwünsche vom Chef Hannes Blaschke persönlich für alle Teilnehmer*innen und eine Streckenführung, die es auch für Zuschauer*innen spannend und sehenswert macht, treiben jede*n zu Höchstleistungen an.
Vielleicht liegt es auch daran, dass die Lemminge mit so großartigen Ergebnissen nach Hause kommen. Angefangen bei Saskia Haug, die es sich nach ihrer Teilnahme an der 1. Liga der Damen (freitags) nicht nehmen ließ, auch am Sonntag noch auf der Olympischen Distanz zu starten und mit einem phänomenalen 3. Platz aufs Podium zu steigen, über Erik Schöfer, der die AK35 auf der Olympischen Distanz für sich gewinnen konnte und die Overall-Top-10 nach einem Zielsprint um nur eine Nasenspitze verpasste, bis hin zu Mario Karcher, der einen 3. Platz in der AK55 einnahm! Ebenso freuen sich Bettina Schwind über Platz 12 (AK55) und Jasper Püschel über Platz 7 (AK25) auf der Mitteldistanz, sowie Nathan Wale über Platz 6 (AK50) auf der Olympischen Distanz.
Was neben den akustischen und visuellen Eindrücken bleibt, sind die kulinarischen! So ergab eine qualitative Umfrage unter den teilnehmenden Lemmingen (n=6), dass die Kässpatzen zur Vorbereitung besser (100 %) geeignet sind als die Spaghetti Bolognese. Ebenso eindeutig zeigt sich das Votum bei der After-Race-Verpflegung: Kaiserschmarrn (100 %) vor Schupfnudeln! Nicht so eindeutig dagegen ist die Beliebtheit der Anstiege, die sich gleichmäßig auf Kalvarienberg (50 %) und Kuhsteig (50 %) verteilt.
Ob Kuhglocken, Kässpatzen oder Kaiserschmarrn – der Allgäu Triathlon hat wieder bewiesen, dass Sport und Lebensfreude hier Hand in Hand gehen. Die Lemminge haben ihre Spuren hinterlassen und wissen spätestens jetzt: Training ist gut, aber Kässpatzen sind besser. Wir kommen wieder!

Bilder: Lemminge und 808project