Ostseeman: Lemminge gewinnen Teamwertung, Matthias Platz 7

Glücksburg, 2. August 2015: Beim Langdistanztriathlon Osteseeman gewannen Matthias Rosenkranz (09:13:38  h), Benjamin Sander (10:16:52 h) und Wolf Kisker (10:34:43 h) die Teamwertung. Insbesondere Matthias konnte sich mit der zweitbesten Laufzeit aller Teilnehmer und dem 7. Gesamtrang weit vorne platzieren. Herzlichen Glückwunsch!!!

   

– Bericht von Matthias Rosenkranz –

Das Ganze ist etwas länger geworden, deshalb hier für die Eiligen die harten Fakten: Der Ostseeman war mein bisher vermutlich bester Wettkampf überhaupt, ich habe in 9:13:38 auf Gesamtrang 7 gefinisht! Damit habe ich (natürlich) meine Altersklasse (M50) gewonnen (hätte auch in M45 und M40 gereicht) und ich hatte die zweitbeste Laufzeit (3:07:32) aller Teilnehmer.

Da auch meine Lemming-Kollegen Benny (10:16:52) und Wolf (10:34:43) gut abgeschnitten haben, haben wir zudem die Mannschaftswertung gewonnen.

Okay, und nun die Langversion des Berichts von meiner dritten Langdistanz (in fast 30 Triathlonjahren). Ich habe mich mal nur auf meinen Wettkampf beschränkt und das ‚Drumherum‘ (war super) weg gelassen, sonst wäre es noch länger geworden.

 

Zum Glück kommt das Schlimmste immer zuerst: das Schwimmen. Trotz fast 30 Jahren Triathlon-Erfahrung habe ich immer noch ein ungutes Gefühl bei Massenstarts. Gerade beim Schwimmen mit Neo (der dank knapp 17°C Wassertemperatur nötig und auch vom Veranstalter vorgeschrieben war) leide ich auf den ersten Metern oft an Atemnot und Beklemmungen. Und das Gedränge macht das nicht gerade besser.

Leider hat die Zeit mal wieder nicht zum Einschwimmen gereicht, sodass ein paar Hüpfer im Sand (Landstart) zum Anregen des Kreislaufs reichen mussten. Als der Startschuss fiel, konnte ich mich zum Glück erst durch Laufen und dann durch einige Delphinsprünge im noch flachen Wasser an die Temperatur gewöhnen. Dank Neo und einer zweiten Badekappe fühlte sich das Wasser gar nicht so kalt an – und das blieb auch so bis zum Ende des Schwimmens.

Bis zur ersten Boje (schon nach 250 m) steckte ich im Feld fest und konnte nur langsam schwimmen, was aber für meine Anfangsprobleme sehr gut war. Nach der Boje kam ich etwas nach links (also außen, es wurden zwei Runden im Uhrzeigersinn geschwommen) ab, wodurch ich schnell fast alleine war. Nach einiger Zeit fielen die Beklemmungen und die Phantomschmerzen in den Beinen von mir ab und ich konnte aus dem Überlebens- in den Wettkampfmodus schalten.

Ab da fühlte ich mich gut, ab der zweiten Boje (also einer halben Runde) schwamm ich meist in einer kleinen Gruppe, die hauptsächlich aus Staffelschwimmern (erkennbar an der gelben Badekappe) bestand. Auf dem Rückweg nach der dritten Boje war das Wasser recht flach, man konnte den Boden und alles was da so lebt sehen – auch zahlreiche kleine, durchsichtige Quallen.

Die zweite Schwimmrunde verlief ohne Zwischenfälle, aufkommende Schulterschmerzen wurden ignoriert. Anscheinend waren die Quallen inzwischen aufgeschreckt worden, sie waren nun in allen Wassertiefen zu sehen, auch direkt unter der Wasseroberfläche. Das war irgendwie unangenehm, aber ich konnte direkten Kontakt vermeiden.

Und dann durften wir auch schon wieder an Land. Beim Waten kurz vor dem Ausstieg ein erster Blick zur Uhr: 1:02:xx – genau im Plan (offizielle Zeit 1:02:57). Auf der idiotensicheren Schwimmstrecke in Roth war ich 2013 auch nur eine Minute schneller.

Schnell im Zelt den Neo abgestreift, die Radschuhe angezogen (wegen des besseren Komforts habe ich die normalen Straßenradschuhe genommen, meine Triathlonradschuhe sind etwas kurz) und einen Riegel sowie ein Gel (dieses Multipower-Jelly-Gel vom Veranstalter, natürlich ungetestet…) eingesteckt. Trotz der noch kühlen Temperatur habe ich angesichts der Wetterprognose nichts über oder unter den Lemming-Triathlon-Zweiteiler gezogen. Am Rad dann Brille, Startnummer und Helm und los. Oder doch nicht los – erst mal das Rad am Rand abgestellt, zu den Dixies und pinkeln. Was muss, das muss, vor allem nach Schwimmen in kaltem Wasser…

Auf dem Rad habe ich mich gleich wohlgefühlt, nur die ersten Minuten war es etwas frisch. In Roth war ich 2013 5:05 gefahren, was mich schon positiv überraschte. Da die Glücksburger Radstrecke etwas schwerer sein soll (ähnlich viele Höhenmeter, aber mehr Ecken) und ich auch nicht jünger geworden bin (51 zu 49), hoffte ich auf 5:15 oder etwas besser. Dass ich auf den flachen Stücken locker über 40 km/h fahren konnte, hat mich aber schon etwas überrascht.

Etwas nervig war nur, dass ich mehrfach von Staffelradfahrern überholt wurde, die anschließend vor mir langsamer wurden, sodass ich sie wieder überholen musst, was die ganze Sache etwas unrhythmisch machte. In einer engen Ortsdurchfahrt sind dann wohl einige Radler zu dicht auf mich aufgefahren ohne zu überholen (was schon möglich gewesen wäre). Auf einmal habe ich einen Pfiff gehört und ein Kampfrichter auf dem Fahrrad(!) hat eine oder zwei schwarze Karten verteilt

Kurz später wurde ich von Martin, einem Bekannten überholt. Eine Weile hielt ich Sichtkontakt, aber dann verschwand er. Wenn er nicht in der letzten Radrunde zwei Platten gehabt hätte, wäre er sicher eine super Radzeit gefahren

Nachdem ich meinen ersten ‚Oatbar‘ gegessen hatte, war irgendwann die erste (von sechs) Runden vorbei und ich warf einen Blick auf meine Uhr: unter 48 min (laut Ergebnisliste 47:15). Ups, 50 min-Runden würden genau 5:00 bedeuten. Das war wohl zu schnell, aber es fühlte sich doch so locker an.

Also vorsichtig weiter auf die zweite Runde, immer locker bleiben, nicht pressen, aber auch nicht bummeln. Noch ein Oatbar und das Jelly-Gel und so langsam wurde meine Flasche mit dem Multivitaminsaft/Wasser-Gemisch leer. Und es wuchs die Erkenntnis, dass ich es wohl nicht ohne Pinkel-Pause bis ins die Wechselzone schaffen würde. Auch diese Runde ging unter 50 min (48:45) weg.

In der dritten Runde fügte ich mich ins Unvermeidliche und legte eine Erleichterungspause ein. Dabei stellte ich fest, dass ich ‚Autopause‘ an meiner Uhr nicht deaktiviert hatte und sie deshalb stehen blieb. Also hatte ich für den Rest des Wettkampfs keine korrekte Zeitangabe mehr (auf die Idee, einfach auf die Uhrzeit zu sehen, bin ich nicht gekommen…).

Danach ging’s mit frischem Schwung weiter und trotz der Pause lag ich zur Hälfte der Radstrecke deutlich unter 2:30 (Runde in 49:59).

Meinen dritten Oatbar und meine Flasche mit ‚Energy-Brausetabletten‘ (von DM) hatte ich inzwischen aufgebraucht, sodass ich nun auf die Verpflegung des Veranstalters (Isodrink und Gels von Multipower) zurückgreifen musste. Iirc hatte ich auf der Radstrecke noch sechs Gels und zwei Flaschen Isodrink und etwas Wasser. Das habe ich alles gut vertragen, der Geschmack des Cola-Gels war aber grenzwertig.

Praktisch die komplette zweite Hälfte der Radstrecke hatte ich Gesellschaft durch einen anderen Athleten. Während ich immer versucht habe, ausreichend Abstand zu halten, wenn er vorne war, hing er meist ziemlich dicht an meinem Hinterrad, wenn ich vor ihm war. Insgesamt war das Pacing aber sehr hilfreich und ich konnte bis ins Ziel mehr oder weniger das Tempo halten (keine Runde über 50 min).

Und in der letzten Runde kam die verdiente Strafe in Person des Rad-Kampfrichters, der meinen ‚Schatten‘ für fünf Minuten in die Penalty-Box schickte

Im Radziel war ich natürlich begeistert über die nie erwartete Sub-5h-Radzeit (4:56:09), allerdings befürchtete ich nun das Schlimmste für den Laufpart. Zumal ich mich wie in Roth (dort bin ich 3:26 gelaufen) auf das ‚Laufen kann ich sowieso‘-Gefühl verlassen habe und ich meine letzten langen Läufe (also über 20 km) bereits im Urlaub Ende Mai bestritten hatte.

Beim Wechsel habe ich nochmal eine Pinkelpause eingelegt und beim Loslaufen durch Drücken von ‚Stop‘ statt ‚Lap‘ endgültig die Zeitnahme ruiniert. Laut Lautsprecherdurchsage musste ich aber unter den ersten 20 sein, die auf die Laufstrecke gingen – da war ich ganz schön baff. Und außerdem müsste demnächst der Führende die erste (von fünf) Laufrunden beenden und demzufolge mich bald überrunden.

Auf der Laufstrecke dann ein absolut geiles Gefühl – nichts! War ich nicht gerade Rad gefahren? Ziemlich weit und (für meine Verhältnisse) ziemlich schnell? Warum spüre ich nichts davon in den Beinen? Also einfach mal entspannt los und noch auf dem ersten km habe ich drei Konkurrenten locker überlaufen. Ein Staffelläufer (erkennbar am Kreuz auf der Wade) vor mir hat ein passendes Tempo, an dem blieb ich erst mal dran.

Nach gut einem km bemerkte ich endlich, dass meine Uhr steht und ich startete sie wieder. Ab sofort bekam ich wenigstens jeden km die Rückmeldung wie schnell dieser war. Und die Zeiten waren auf der ersten Runde beängstigend flott, zwischen 4:10 und 4:20. Aber es fühlte sich doch so locker an…

Bergauf (die Laufstrecke hat etliche Anstiege) war es allerdings nicht locker, da krampfte mein rechter Oberschenkel an der Innenseite. Ich konnte aber weiterlaufen und nach Ende des Anstiegs hörte es auch wieder auf. Gegen Ende der ersten Runde überholte ich den Staffelläufer (den ich nicht mehr wiedersah) und schnappte mir den ersten Bändel (Runde in 35:42). Nur noch vier Runden, und ich wurde noch nicht überrundet 🙂

In der zweiten Runde (und allen folgenden) war ich nicht mehr ganz so schnell wie in der ersten, aber ich konnte das Tempo auf einem ordentlichen Niveau halten. Ich überholte nun sehr viele Läufer, die meisten waren allerdings eine Runde (oder später auch mehr) zurück.

Aber den einen oder anderen Platz machte ich schon noch gut. Ich glaube in dieser Runde habe ich auch die führende Frau überholt, die mich auf dem Rad einfach hat stehen lassen (und der ich bis ins Ziel noch eine viertel Stunde abgenommen habe).

Mit dem zweiten Bändel (Runde in 37:12) ging es in die dritte Runde – hier war schon die Halbzeit! Ich fühlte mich weiter gut und trotz fehlendem Hunger drückte ich mir bei jeder Gelegenheit ein Gel rein (2-3 pro Runde). Auf die Idee mal Salz oder etwas Salzhaltiges gegen die Krämpfe zu nehmen, kam ich leider nicht – obwohl ich das eigentlich weiß, aber ich hatte noch fast nie Krämpfe.

Die Krämpfe werden nun etwas schlimmer, aber aushaltbar. Die HM-Marke ist irgendwann geschafft und auch die Runde (in 37:24).

Jetzt kam der Teil, wo es in Roth richtig hart wurde. Komischerweise lief es hier auch auf der vierten Runde noch ganz ordentlich und ich wurde kaum langsamer (38:18). Mir scheint ich komme mit der zwar angenehmen, aber doch deutlich niedrigeren Temperatur als in Roth besser klar.

Am Schluss der Runde fiel mir endlich auf, dass am Ende des parallel verlaufenden Zielkanals ja eine Uhr mit der aktuellen Rennzeit hängt. Und die zeigte gerade 8:25 an! Selbst mit einer Gehrunde wäre ich wohl noch schneller als in Roth (9:39). Übrigens bin ich immer noch nicht überrundet worden.

Aber von Gehen kann keine Rede sein. Zwar schmerzten die Beine jetzt wirklich und ich wurde tatsächlich langsamer, aber ich konnte immer noch schneller als Fünferschnitt laufen. Kurz vor km 2 auf dieser Runde holte ich nach längerer Zeit mal wieder einen Läufer ein, der in meiner Runde war. Alle anderen Eingeholten konnte ich schnell hinter mir lassen, dieser hatte sich aber wohl bisher geschont und konnte mich auskontern. Immerhin half mir das, das Tempo einigermaßen hoch zu halten. Ich glaube ich habe ihn dreimal wieder eingeholt, nachdem er sich scheinbar mühelos abgesetzt hatte. Auf dem letzten km hatte ich allerdings nichts mehr entgegen zu setzen und er (übrigens dann Sieger in der Militär-Wertung) lief noch einen deutlichen Vorsprung (16 sec) heraus.

Das war mir aber auch recht, so konnte ich die letzten Meter genießen, ohne auf Biegen und Brechen kämpfen zu müssen. Beim Zieleinlauf war ich total geflasht, als ich eine 9:13 auf der Anzeige sah (9:13:38). Hammer! Das hätte ich NIE erwartet! Und dann noch Platz 7 overall, natürlich mit Sieg in der AK. Und als Sahnehäubchen: die zweitbeste Laufzeit (3:07:32) des Tages, nur der Sieger ist schneller gelaufen!

 

Gruß Matthias